Theater

Einar Schleef entwarf Bühnenbilder und Kostüme, er inszenierte am Theater, er schrieb Stücke, auch Kinderstücke, und er schrieb fremde Stücke für eigene Inszenierungen um. Aus der Verbindung von Schauspielern, Raum, Kostüm, Licht, Rhythmus und Klang entwickelte er eine eigene, unverwechselbare Theaterästhetik. Doch berühmt machte ihn wohl der Chor auf der Bühne, den er im Rückgriff auf die Antike neu erfand.

Schon als Kind spielte Schleef Puppentheater für die Kinder der Nachbarschaft. Ab 1964 studierte er in Berlin-Weißensee Malerei, wechselte aber 1967, nach einer zweijährigen Unterbrechung, ins Fach Bühnenbild. Das Studium schloss er 1971 ab. Darauffolgend war er von 1971 bis 1973 Meisterschüler des Bühnenbildners Karl von Appen an der Akademie der Künste.

Ab 1972 arbeitete Schleef mit dem Regisseur B. K. Tragelehn am Berliner Ensemble. Legendär war die Aufführung von Fräulein Julie 1975 im Berliner Ensemble. Nach dem Wechsel 1976 in die BRD hatte er viele Ideen, Pläne, Projekte, aber es kam zu keiner Aufführung. Erst 1985 holte ihn Günther Rühle ans Schauspiel Frankfurt. Diese Frankfurter Inszenierungen sorgten für Skandale und mündeten in Faschismus-Vorwürfen. Es begann im Januar 1986 mit einem Skandal um die Uraufführung der Mütter (nach Aischylos und Euripides) und endete Mitte 1990 mit Goethes Faust.

Danach Inszenierungen in Berlin, Düsseldorf, Wien und wieder Berlin. Bemerkenswert waren die Uraufführungen von Hochhuths Wessis in Weimar am Berliner Ensemble 1993 und Elfriede Jelineks Ein Sportstück am Wiener Burgtheater 1998, die ebenso angesehen wie umstritten waren. Das Sportstück und Salome vom Schauspiel Düsseldorf erhielten 1998 Einladungen zum Berliner Theatertreffen. Die Jury lobte Schleef für die „bizarrsten, phantastischsten, verrücktesten, gewagtesten und enervierendsten Bilder, die auf unseren Bühnen derzeit zu sehen sind“. Als letzte Arbeit kam 2000 Verratenes Volk (nach Döblin, Milton, Nietzsche, Dwinger) am Deutschen Theater Berlin heraus.

 

Werkverzeichnis Inszenierungen

29. Juni 1972: Tirso de Molina, Don Gil von den grünen Hosen, Volksbühne, Berlin (Bühnenbild)

10. November 1972: Erwin Strittmatter, Katzgraben, Berliner Ensemble, (Bühnenbild und Co-Regie)

01. März 1974: Frank Wedekind, Frühlings Erwachen, Berliner Ensemble, (Bühnenbild und Co-Regie)

10. April 1975: August Strindberg, Fräulein Julie, Berliner Ensemble, (Bühnenbild und Co-Regie)

14. April 1976: Einar Schleef, Der Fischer und seine Frau, Staatliches Puppentheater Dresden

23. Februar 1986: Einar Schleef und Hans-Ulrich Müller-Schwefe nach Aischylos und Euripides, Mütter, Schauspiel Frankfurt

3. April 1987: Gerhart Hauptmann, Vor Sonnenaufgang, Schauspiel Frankfurt

12. März 1988: Einar Schleef, Die Schauspieler, Schauspiel Frankfurt

19. April 1989: Johann Wolfgang von Goethe, Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand dramatisirt, Schauspiel Frankfurt

14. Januar 1990: Lion Feuchtwanger, Neunzehnhundertachtzehn oder Sklavenkrieg, Schauspiel Frankfurt

30. Juni 1990: Johann Wolfgang von Goethe, Faust, Schauspiel Frankfurt

10. Februar 1993: Rolf Hochhuth, Wessis in Weimar, Berliner Ensemble

16./17. Oktober 1993: Johann Wolfgang von Goethe, Faust, Schiller Theater Berlin

17. Februar 1886: Bertholt Brecht, Herr Puntila und sein Knecht Matti, Berliner Ensemble

21. Juni 1997: Einar Schleef nach Oscar Wilde, Salome, Schauspielhaus Düsseldorf

23. Januar 1998 (Kurzfassung), 14. März 1998 (Langfassung): Elfriede Jelinek, Ein Sportstück, Burgtheater Wien

2. Januar 1999: Einar Schleef nach Carlo Goldoni, Wilder Sommer, Burgtheater Wien

18. Mai 1999: Ulla Berkéwicz, Der Golem von Bayreuth, Akademietheater Wien

29. Mai 2000: Einar Schleef nach Alfred Döblin, John Milton, Friedrich Nietzsche und Edwin Dwinger, Verratenes Volk, Deutsches Theater Berlin