Vor dem Palast. Gespräche über Einar Schleef
»Was hat man uns da heute auf die Türschwelle gelegt? Das bewegt sich ja noch! Das tropft!«
Elfriede Jelinek, Ein Sportstück
»Der Ort vor dem Palast ist der Ort der Transformation, des Figurwerdens, des Tragödiewerdens, er ist der eigentliche Ort des Theaters«, sagt die Theaterwissenschaftlerin Ulrike Haß im Gespräch. Dort, inszenierend und über das Theater schreibend (Droge Faust Parsifal), hat sich der Theatermann Schleef aufgehalten. Von dort aus hat er operiert. Aber wer war Einar Schleef (1944-2001)?
Die Gespräche dieses Bandes kreisen die kontroverse Ausnahmeerscheinung und das Werk dieses Künstlers ein, der Regisseur, Autor, Maler, Darsteller, Filmer und Fotograf in einer Person war. Die Herausgeberin fragt: Was machte ihn aus? Welche Entdeckungen sind in den künstlerischen Disziplinen, die er beherrschte, zu machen? Was an den Erkenntnissen, Thesen, Provokationen und Demonstrationen, die Einar Schleefs Arbeiten bereithalten, verlangt danach, vorgezeigt und diskutiert, verwandelt und weitergegeben zu werden? Wo steht das Theater heute? Wie geht es weiter?
Mit der Herausgeberin gesprochen haben: Sebastian Baumgarten, Bibiana Beglau, Jakob Fedler, Michael Freitag (über den Maler), Christine Groß, Ulrike Haß, Carl Hegemann, Regine Herrmann (über den Fotografen), Jürgen Holtz, Elfriede Jelinek, Wolfram Koch, Thomas Köck, Hans-Ulrich Müller-Schwefe (über den Autor), Armin Petras, Claus Peymann, Günther Rühle, Ulrich Rasche, Hans-Jürgen Syberberg, Heiner Sylvester (über den Filmer), Rita Thiele, Susan Todd, Martin Wuttke.
D: 24,00 €
A: 24,70 €
CH: 34,50 sFr
Erschienen am 14.01.2019
Taschenbuch, 370 Seiten
ISBN: 978-3-518-42871-9
Pressestimmen
»Ein erhellendes, kurzweiliges Buch.« K.C., Profil
»Das Buch ist ein mustergültiges Beispiel für Theatergeschichte als oral history, in der Erfahrungen und Ansichten zusammengetragen werden, die anderweitig kaum festgehalten wurden und noch nicht in eine zusammenfassende Untersuchung eingegangen sind, denn die gibt es im Fall Schleefs noch nicht.« Thomas Irmer, Theater der Zeit, März 2019
Zitate
»Schleef hat die kleinen, privaten Misshelligkeiten mit den großen Menscheitsfragen verbunden. Im Hintergrund fand immer Krieg statt und gleichzeitig die Versagungen des Alltags.«
Carl Hegemann
»Er war kein Regisseur wie die andern. Er war überhaupt kein Regisseur; er inszenierte nicht Stücke, er baute aus ihren Texten eigene Gebilde, die Inszenierungen ähnelten… Die Bausteine nahm er aus allen Künsten.«
Günther Rühle
»Heute gehört die Überschreitung der vierten Wand zum klassischen Kanon des postdramatischen Theaters, Schleefs „Sportstück“ Inszenierung wirkte damals aber wie ein Schock. Er ist sicherlich einer der innovativsten Erfinder dieses Kanons.«
Rita Thiele
»Schleef war tatsächlich wie ein Naturereignis, eine singuläre Erscheinung. Menschen, die so direkt und mit einer solchen Kraft da sind, leben, arbeiten, reagieren, sich äußern, sind rar.«
Hans-Ulrich Müller-Schwefe
»Die Frage, die Schleef ununterbrochen stellt, ist: Wie tragen wir unser Leben aus, also auch die Frage: Wie ertragen wir es? Wenn man die geglätteten Oberflächen der bürgerlichen Kultur, das Sittsame, das Erlaubte, zum Ausgangspunkt nimmt, dann hat Schleef diese Oberfläche von unten durchschlagen.«
Michael Freitag